Ort der Stille

Nun stand da also im hinteren Winkel des BaluGas dieser alte Belchbauwagen.

Pastor Begas hatte die Behausung einem Bauunternehmer auf dem Land abgekauft und träumte von einem Ort der Stille im Luthergarten. Der Ort im Garten war geeignet. Etwas abgelegen vom allgemeinen Trubel und wild verwachsen. Nur der Wagen selbst war noch wenig behaglich und etwas verwahrlost von innen. Irgendwer musste sich darum kümmern und so sprach Pastor Begas mich an, ob ich mir vorstellen könne den Bauwagen zum Ort der Stille zu verwandeln. Eigentlich wollte ich doch einen Kartoffelacker im Garten anlegen. Das war mein spontanes Bild im Kopf, als ich zum ersten Mal darüber nachdachte, was ich im Bahrenfelder Luthergarten tun könnte. Beides, war schnell klar, würde neben Beruf und Familie nicht funktionieren. Aber da war es schon zu spät. Ich war neugierig. Das sollte man doch hinbekommen, diesem alten Wagen zu neuem Glanz verhelfen. Der Ausbau von Innenräumen ist mir vertraut, aber ein Bauwagen war mir bis dahin noch nicht untergekommen. Aber im BaluGa muss man die Dinge zum Glück nicht alleine bewältigen. Und so fanden sich weitere Interessierte, die Lust hatten mitzumachen. Aber schnell wurde auch klar, dass ich den Aufwand unterschätzt hatte. Die Vorbereitungen, um überhaupt mit dem Wagen zu starten waren mühsam. Das Gelände war unwegsam, ein Erdwall lag aufgeschüttet hinter dem Wagen, der Blick zum Nachbargrundstück war wenig einladend. Anfangs schien es, als würde alles, was man anpackte, ein neues Problem hervorrufen. Und doch fügte es sich immer wieder. Und so ging es in kleinen Schritten voran. Alleine das Ausrichten an der richtigen Position und Fixieren des Wagens dauert einen kompletten Samstag. Ich war fassungslos, aber auch zufrieden mit dem Tag, denn viele Hände hatten mit angefasst, die Sonne schien, der Kuchen schmeckte gut und alles in allem war es ein schöner Tag im Garten. Zwei Jahre sollte es dauern, bis der Bauwagen ein Wagen der Stille wurde. Bis dahin wurde der Wagen entkernt und morsches Holz ausgetauscht, die Dämmung erneuert und der Wagen von innen wieder verkleidet. Eine schöne Zwischenetappe war der Einbau des großen Fensters. Eine Bahrenfelder Tischlerei hatte uns dieses gespendet. 6 Helfer brauchte es, um das schwere Teil einzubauen. Nun schaut man aus dem Wagen in den Garten, ist ein Teil von ihm und doch geschützt und zurückgezogen. Zwischendurch haben wir auch begonnen das Gelände um den Wagen zu gestalten. Ein englischer Garten soll es nicht werden. Es darf hier ruhig wild sein. Wir formen die Wildnis an dieser Stelle etwas. Und so haben wir zum Beispiel, im Rahmen eines Aktionstages, ein Hügelbeet als Abgrenzung zum Nachbargrundstück erstellt. Mühsam wurde ein Graben ausgegraben und mit Holz und weiterem organischen Material befüllt. Zum Schluss wurde das Ganze mit der vorher ausgetragenen Erde wieder abgedeckt und mit neuen Sträuchern bepflanzt.

Im September letzten Jahres war es denn soweit. Der Kamin war angeschlossen, der Wagen von innen und außen neu gestrichen und die Einbauten zieren das Innere.

 

Ich schreibe diese Zeilen, während das Feuer im Kamin knistert und die Bäume sich draußen sanft im Wind biegen. Das hatte ich mir ausgemalt: Hier zu sitzen mit einer Thermoskanne voll Tee und die Gedanken schweifen zu lassen, mit dem Blick in die Natur unseres Luthergartens.

 

Und ja, ich bin ganz ehrlich. Die Lust und der Mut haben mich in den letzten zwei Jahren auch hin und wieder verlassen. Manchmal war er es reines Pflichtgefühl weiterzumachen und manchmal habe ich auch einfach einen Bogen um diesen alten Blechwagen gemacht. Und dann waren da wieder diese Momente, wo jemand eine neue Idee hatte und geholfen hat. Oder ein gutes Gespräch im Garten, dass einem wieder ein gutes Gefühl gegeben hat.

Und so habe ich zwar bis heute noch keine einzige Kartoffel im Luthergarten angebaut, aber das kann ja noch kommen.

 

Und damit bleibt nur noch eins, nämlich Euch und Sie herzlich einzuladen, den Ort der Stille im BaluGa zu entdecken.