Die Tauben im Luthergarten

Wer einen Rundgang durch den schönen Luthergarten macht, sollte unbedingt auch einmal in den Himmel schauen. Mitunter wird ihm oder ihr dort nämlich das ein oder andere Schauspiel geboten:

eine flimmernde Wolke am blauen Himmel, die wie ein Lenkdrachen Kreise zieht, eine abenteuerliche Verfolgungsjagd, wenn der Habicht sich eine Mahlzeit erbeuten will oder der Angriff eines Krähentrupps, wenn sie der Hühner- und Taubenjäger aus ihrem Revier vertreiben wollen.

In weißem Federkleid ein Symbol des Friedens und der Liebe sind sie mit dunklem Gefieder auch als „Ratten der Lüfte“ bekannt – obwohl sie mit den Vierbeinern nur sehr wenig gemein haben.

Tauben sind sehr friedliche und soziale Tiere. Sie bilden Partnerschaften, die ihr Leben lang halten und sie ernähren sich vorwiegend von Getreide, wie Weizen, Gerste, Mais. Ihren Partnern sind sie nicht immer ganz treu – ihrem Standort schon, ein ausgeprägter Orientierungssinn hilft ihnen dabei. Der Mensch hat sich vor langer Zeit die vielen positiven Eigenschaften der Taube zu Nutzen gemacht und sie domestiziert – unsere Haustauben (hierzu gehören auch sämtliche Stadttauben!) stammen alle von der in Bergregionen lebenden Felsentaube (Columbia livia) ab. Der Mensch hat sie nach seinen Bedürfnissen angepasst und die gewünschten Eigenschaften durch konsequente Selektion herausgezüchtet: Um sich von ihr ernähren zu können, wurde ihr Gewicht erhöht und für eine ganzjährige Eierproduktion gesorgt, um mit ihr Wettbewerbe zu gewinnen, wurde sie auf besondere Flugeigenschaften – Schnelligkeit, Rückwärtsüberschläge, Sturzflug oder außergewöhnlicher Höhenflug – gezüchtet, und wegen ihrer Intelligenz wurde mit ihnen sogar psychologische Experimente durchgeführt.

Im Laufe der Zeit wurde die Taube als Nahrungslieferant für uns Menschen uninteressant, die Taubenschläge wurden aufgelöst und die Tiere wurden sich selbst überlassen. Dafür, dass es sie so zahlreich in den Städten gibt und dort meistens für Ärger sorgen, tragen wir Menschen die Verantwortung – auch für ihr großes Leid, weil sie hier kein artgerechtes Futter finden und sich von herumliegendem Abfall ernähren müssen oder Vergrämunsmaßnahmen durch den Menschen ausgesetzt sind.

 

Sich ein wenig mit diesen schönen Tieren zu beschäftigen, kann ja vielleicht helfen, ihr Image wieder aufzubessern. Hier im Luthergarten gibt es die Gelegenheit dazu. Auf unserem Schlag leben Brieftauben, Wiener Hochflieger und auch die ein oder andere Stadttaube friedlich zusammen.