Einblicke in das Konfirmationsmuseum

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Wo gibt’s das noch einmal: ein Museum im Kirchturm – in unserer Lutherkirche gibt es das seit einiger Zeit: Das Konfirmationsmuseum . Eine große Sammlung (vielleicht die größte seiner Art) all dessen, was zum Thema Konfirmation zu finden ist. Wie vieles später Großes fing es ganz klein an: mit der Konfirmationsurkunde meines Großvaters, die ich im Nachlaß meiner Großmutter fand. Diese Urkunde war viel schöner und reicher gestaltet als unsere heutigen. So machte ich mich auf, auf Floh- und Antikmärkten, bei Freunden und Bekannten, im Internet und auf Reisen und fand eins nach dem anderen. Und war sehr überrascht, was es da alles zu diesem Fest gibt. In lockerer Folge will ich Ihnen hier im Gemeindebrief davon erzählen: den vielen Urkunden aus den letzten 200 Jahren, den Gratulationskarten, Geschenken, Mitgabeheften, Poesiealben... und den Geschichten über die Feier, die ich gehört und gelesen habe : ein wunderbarer Einblick in die Kulturgeschichte nicht nur Deutschlands, denn Konfirmation gibt es überall, wo es eine evangelische Kirche gibt..

 

 

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Im Konfirmationsmuseum fällt als ersten die große Fülle der Urkunden auf, fast 1500 sind es inzwischen, so unterschiedlich wie man es sich kaum vorstellen kann, in Größe und Gestaltung. Und es mag überraschen, dass es die so erst seit 200 Jahren gibt, wo es die Konfirmation doch schon seit 1539 gibt. Handschriftliche Bestätigung der Konfirmation gab es schon früher, aber in einem Vordruck eingetragen erst seit (wahrscheinlich) 1817, meine erste ist von 1831. Ganz einfach und ohne jeden Schmuck, nur ein einfacher Rahmen, eben das, was die Druckerei damals hergab. Auch hatten sie verschiedene Überschriften, z.B. „Frage“ oder „Bekenntnis“, „Denkspruch“. Warum aber wurden sie erst jetzt erfunden? Wahrscheinlich als Reaktion auf die politischen Veränderungen: 1815 wurde Wiener Kongress eine Neuordnung der politischen Verhältnisse nach dem Ende des alten Reiches deutsche Nationen beschlossen: im 39 Deutschen Bund gab es nun Länder, die nicht mehr konfessionell einheitlich waren. Da wollte man sich nun des eigenen Glaubens versichern und ihn in den Urkunden festhalten., z.B. bei der katholischen der Firmung, den evangelischen Kirchen die Konfirmation.

 

 

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Wie ging es nach den ersten Urkunden in meinem Konfirmationsmuseum weiter? Man kann das erst erkennen, wenn man Urkunden aus allen folgenden Zeiten neben einander legt: deren Entwicklung läuft genau mit der Entwicklung der Druckerkunst einher: nur Schrift, dann erste Zeichnungen in schwarz-weiss, farbige Schrift oder Bilder, berühmte Bilder bekannter Maler bis hin zu Hochglanzurkunden. Zunächst waren sie eine Art Nachweis oder Ausweis der Kirchenzugehörigkeit, mit der Ausschmückung wurden sie zu Schmuckblättern, die man sich in die Wohn- oder Kinderzimmer hängte, denn so viele Bilder wie heute hatte man ja nicht., und als Erinnerung an das Fest waren sie wunderbar geeignet. Im Freilicht museum Kiekeberg z.B. hängt eine solche Urkunde in der guten Stube des Bauerhauses. Dazu wurden sie gerahmt, an den Rahmen kann man auf die finanzielle Situation der Familien schließen. So gibt es selbstgeschnitzte Rahmen aus dem Holz von Zigarren-kisten, schmale gezackte Steifen, die auf einander geklebt wurden, eine schöne Winterarbeit bäuerlicher Väter.

 

 

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Neben der bschriebenen äußerlichen Entwicklung der Urkunden in meinem Konfirmationsmuseum kann man auch eine innerliche entdecken. Nach der einfachen Bestätigung der Konfirmation tritt eine Ermahnung hinzu, nun auch als verantwortlicher Christ zu leben, als Richtlinie dafür werden biblische Geschichten abgebildet, gezeichnet oder später von berühmten Gemälden, als es finanzierbar wird kommt die eigene Kirche, von draußen oder innen gezeichnet oder fotografiert, hinzu, als Erinnerung: hier wars und bleib deiner Gemeinde treu. Als ich 1990 alle Hamburger Gemeinden bat, mir ihre derzeitige Urkunde zuzuschicken, fand ich fast nur solche mit nur noch der eigenen Gemeindekirche. Mir erschien das als eine Verengung, als würden die Kinder nur in die eigene Gemeinde konfirmiert und nicht in die weltweite Christenheit – oder wie denken Sie darüber?? Interessant ist auch der Vergleich von Urkunden aus der DDR und der Bundesrepublik: die aus der DDR klein (keine Papierzuweisung an die Kirchen) und viel inhaltsreicher, die aus der BRD auf Hochglanzpapier mit wenig christlichem Inhalt. Übrigens ist allen Urkunden der letzten 200 Jahre eins gemeinsam: der Konfirmationsspruch fehlt fast nie.

 

 

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Der Konfirmationsspruch fehlt fast nie auf den Urkunden, so endete mein letzter Bericht aus meinem Konfirmationsmuseum . Wie die Pastoren die jeweilige Urkunde (aus dem Angebot von Druckereien) auswählten so auch den Spruch, den sie den Konfirmanden mitgaben, das konnte ein Spruch für die ganze Gruppe oder für jeden persönlich sein. Viele sahen in ihm einen Leitspruch für ihr Leben, Bismarck kannte seinen bisins hohe Alter. Als ich 2004 an einem Treffen von 600 Konfirmanden teilnahm und eine Menge verschiedner Urkunden auf einen Tisch ausbreitete und die vorüber Gehenden fragte welchen sie für sich aussuchen würden, wiesen 3 Gruppen nacheinander auf den hin, der nur den Spruch in schöner Schrift als Inhalt hatte. Fotos und Bilder gibt es überall, aber der Spruch ist extra für mich. Bei meinen Besuchen in Seniorenkreisen waren viele dabei, die ihren Spruch mit ins Leben genommen hatten und noch kannten. In meinen letzten Amtsjahren habe ich die Konfirmanden gebeten, sich ihren Spruch selbst aus zu suchen, aus einer ziemlich langen Liste, die ich ihnen gab, ihrer Bibel, z.B. Psalmen. Es war beeindruckend, wie ernsthaft und intensiv sie dabei waren. Einige fragten zuhause nach und orientierten sich dabei an den Konfirmationssprüchen ihrer Eltern oder Paten.

Na, kriegen Sie Ihren Spruch noch zusammen?

 

 

Jesus Christus, unser Erlöser,

du kommst, uns aus den Fängen zu lösen,

mit denen wir uns an das binden,

was doch vergänglich ist.

Laß uns aufblicken zu dir,

daß wir die Welt sehen in deinem Licht

und unser Leben neu verstehen und neu gestalten.

 

Gott, Schöpfer der Erde mit allem Leben darauf,

wenn wir uns umsehen in dem,

was wir anrichten an unserer Welt,

könnten wir fast verzweifeln an den Folgen:

Kriege, Eigensinn von Menschen und Völkern,

Egoismus und Rücksichtlosigkeit.

Komm du zu uns mit deiner Liebe zu deiner Schöpfung,

stärke alle die Ansätze, zu heilen und zu retten,

was verloren zu gehen scheint,

mach Mut, wo Brunnen gebaut werden in der Wüste,

wo Starke Schwache stützen,

wo sich Mutige vor Ausgegrenzte stellen,

wo Ängstliche Lieder anstimmen

und Fröhliche neue Gärten pflanzen.

Und wo all dies zu klein aussieht, und wirkungslos scheint,

da gib uns Ausdauer und Geduld, zu schauen,

wie aus kleinen Samen Früchte wachsen.

 

Du bist ja schon unter uns, wir müssen nur die Augen öffnen

und uns an dem freuen, wo wir uns geduldig beteiligen können

an dem, was du verborgen schon angefangen hast.